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Verfasser | Beiträge |
Oliver Stief
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Registriert: 29.10.2006 |
01.05.2011 - 11:26: Harzquerung
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Ich erinnere mich noch gut an den Abend, als ich das erste Mal von dieser Laufveranstaltung hörte. Es war Wintersonnenwende und die Triathleten der SG trafen sich in der Hauptwache zu einem gemütlichen Umtrunk, um gemeinsam den nahenden Saisonauftakt zu „feiern“. Man sprach über gemeinsame Vorhaben sowie die Wettkampfplanung für 2011. Neumitglied Kathrin Bischoff – sie hat erst in 2010 mit dem Laufsport angefangen und debütierte gleich mit drei Marathonzieleinläufen, davon einen Ultra – erwähnte ihr großes Ziel für 2011: Sie wollte an der kommenden Harzquerung teilnehmen – 51 Kilometer von Nord nach Süd. Nachdem was Sie berichtete, war mein Interesse sofort geweckt und ich notierte mir den Meldestart im Kalender, mobilisierte weitere Teilnehmer (Michael Pahl und Hans-Peter Dannenberg). Ein Ausschnitt aus der Ausschreibung: “Die 51 km lange Hauptstrecke der Harzquerung beginnt im Norden des Harzes. Start ist dabei in jedem Jahr zur gleichen Zeit, nämlich um 8.30 Uhr am letzten Samstag des Aprils in der Salzbergstraße am Stadtrand von Wernigerode. Ziel des Laufes ist Nordhausen im Südharz. Der Lauf führt größtenteils über schmale Forst- und Wanderwege. Breite befahrbare Wege werden, so gut es eben geht, vermieden. Ausgebaute Straßen werden nur gekreuzt oder insofern benutzt, als es die Durchquerung von Ortschaften erfordert. Das Anliegen des Laufes geht dabei über den dem rein sportlichen Aspekt hinaus. Bei der Auswahl der Strecke wurde stets versucht, den Harz in seiner landschaftlichen Ursprünglichkeit zu zeigen und den Läufer die vielfältigen Facetten der Natur entdecken zu lassen. Entlang der 51 km findet man die Fichtenforste des Nordharzes, unterbrochen von den Flusstälern der Warmen und Kalten Bode, genauso wie die typischen Buchenhochwälder und die weiten Hügel des Südharzes. Je nach Fortschreiten des Frühlings zeigt sich die Landschaft dabei von Jahr zu Jahr in einem anderen Gesicht.“ Womit rechnet ihr, wenn ihr diesen Ausschreibungstext lest? – Ich meine damit, ein Marathon ist an sich schon eine Herausforderung und für viele Nichtsportler nicht einmal abstrakt erreichbar; ein 51er erst recht. Und das es im Harz recht wellig ist, war mir auch völlig klar. Wenn aber von schmalen Forst und Wanderwegen die Rede ist, rechne ich mit – na ja – relativ befestigter Wegstrecke eben; Schotterwege, Waldwege alles einigermaßen eben und gut zu laufen. Geboten wurde etwas völlig anderes. Vielleicht bin ich die Sache auch nur etwas zu blauäugig angegangen. Dazu gleich mehr. Anreise Nachdem ich das diesjährige Trainingslager auf Malle einschließlich den obligatorischen Malle-Virus – ich kenne keinen aus unserer Gruppe, der nicht anschließend einen dicken Infekt hatte (Superkompensation nennt man das glaube ich) – einigermaßen überstanden hatte, fing ich mir zwei Wochen später dank moderner Klimatechnik im Auto gleich wieder einen Virus ein. Diesmal hat’s mal wieder mein Bronchialsystem erwischt. Die Folge: Hustenattacken, dass es einem schwindelig wird. Geplant war die Anreise für Freitag, dem 29.04. Der Termin rückte näher, nur der Infekt machte keine Anstalten sich zurück zu ziehen. Vernünftige Sportler geraten vor so einem Wettkampf ins Grübeln und ziehen schließlich die einzig vernünftige Konsequenz. Sie sagen den Wettkampf ab. So tat es auch Michael Pahl; er laborierte an einem grippalen Infekt. Unvernünftige Sportler geraten ebenfalls ins Grübeln, haben schlaflose Nächte mit Alpträumen über die möglichen Folgen. Sie tauschen sich mit Leidensgenossen aus. Hans-Peter war ebenfalls ziemlich angeschlagen und kam dank Malle-Superkompensations-Erkä ltungsinfekt seit Wochen nicht wieder auf die Beine... und fahren hin. Mit dem Vorsatz alles ganz ruhig anzugehen, streng nach Puls zu laufen (nicht mehr als 130, 140). Dann ist es halt nur ein lockerer Trainingslauf. War sowieso so geplant: 5:30er bis 6er Schnitt. Auf getrennten Wegen machten wir Drei uns also auf den Weg nach Wernigerode und trafen uns abends gegen 20 Uhr kurz um das gemeinsame Leid zu beklagen. Einzig Kathrin war richtig gut drauf. Interessant: Zig Sportler nutzten das Übernachtungsangebot des Veranstalters und nächtigten in der Sporthalle. Muss ein Höllenlärm gewesen sein. Ich bekam ein Gespräch mit, in dem ein Sportler berichtete, wegen des Lärmpegels gegen 1 Uhr nachts aufgestanden zu sein. Gut, das wir uns jeweils andere Alternativen gesucht hatten. Wettkampf Am Morgen vor dem Start konnte ich Kathrin und Hans-Peter nicht entdecken. Also postierte ich mich ziemlich weit vorn, damit sie den Athletico-Aufdruck auf meinem Trikotrücken erkennen konnten, um dann gegebenenfalls zu mir aufzulaufen. Um 8:30 Uhr begann der Wettkampf. Werningerode liegt auf rund 250 Höhenmetern. Zwei Kilometer weiter hatten wir bereits die 450er Marke überschritten. Dann ging’s ganz kurz 30 bis 40 Höhenmeter steil bergab um sogleich auf dem folgenden Kilometer steil auf rund 510 Höhenmeter anzusteigen. Mein Garmin Forrunner spielte völlig verrückt und zeigte nur wirre Neigungswerte an. Im Mittel kann man jedoch sagen, dass wir auf den ersten 3 Kilometern rund 15prozentige Steigungen zurückgelegt haben, mit Spitzen von 20 % und mehr!! Unglaublich!! Rund 40 Athleticos waren in diesem Jahr zum Rad-Trainigslager auf Mallorca. Sie können sich ein gutes Bild machen, was es heißt, einen Berg zu besteigen. Der Anstieg zum Randa beginnt beispielsweise bei rund 260 Höhenmetern und endet bei 500 hm, auf einer Strecke von 5 Kilometern. Macht 5 % Neigung je Kilometer. Das ist für uns Schleswig-Holsteiner schon anspruchsvoll. Wie eben beschrieben ging es die folgenden Kilometer weiter. Entweder steil bergauf oder bergab. Ebene Wegstrecke war hier ein Fremdwort. Jetzt ein Wort zu den beschriebenen Forst- und Wanderwegen: Ich würde es eher als Trail-Pfade bezeichnen. Rund ein Drittel der gesamten Streckenführung führte über schmalste Trampelpfade mitten durch den Wald. Es ging über Stock und Stein. Bachläufe mussten übersprungen, Felsstufen erklommen, Morastlöcher umrundet, Wiesen auf knorrigen Pfaden überquert werden. Liefen wir einmal auf Forstwegen, so handelte es sich lediglich um die Fahrspuren der Forstfahrzeuge. Allerhöchste Konzentration war angesagt; besonders bei den Bergabpassagen, denn wo es 15, 20 % hoch geht, geht’s auch ebenso steil wieder runter. Von der beschriebenen herrlichen, ursprünglichen Harzlandschaft habe ich jedenfalls nicht viel mitbekommen. Zu groß war die Angst, umzuknicken oder über ein Hindernis zu stolpern. Nebenbei war hatte ich mit Atmen zu tun. – Von meinem Ziel, das Ding mit einem 130er Puls zu laufen, musste ich mich jedenfalls schnell verabschieden. Normales gehen am Berg brachte das Herz ja schon auf Hochtouren. Trotzdem achtete ich konsequent darauf, mich nicht „abzuschießen“ und korrigierte die Planwerte kurzerhand etwas nach oben: Flachpassagen und bergab mit 140er und Anstiege mit maximal 160er Puls – atemtechnisch wollte ich mich konsequent im Wohlfühlbereich bewegen. Das hat dann auch super funktioniert und drosselte mich in meinem Elan. Auch als Hans-Peter bei Kilometer 30 an mir vorbei schoss und nach weiteren 500 Metern außer Sichtweite war. Unglaublich, wo dieser Mann seine Energie bezieht. Am Tag vorher war er noch „Krank“ – mit allem, was man so an Leiden ertragen kann. Marathonläufer kennen das: Bei Kilometer 35 sind die Energiereserven weitgehend verbraucht. Die Beine fangen an schwer zu werden, nicht zuletzt, weil man vielfach mit zu viel Elan ins Rennen eingestiegen ist. Die besondere Herausforderung dieses Tages sollte für alle Teilnehmer der Poppenberg sein. Bei Kilometer 36 begann der Anstieg von 330 hm um drei Kilometer weiter auf 600 hm zu enden. Oben gab’s kurz Getränke. Auf den folgenden 3,5 Kilometern fiel der Weg ebenso steil auf rund 250 hm ab. Bei Kilometer 43 gab es dann noch einmal Verpflegung. Geboten wurde eigentlich alles, was man als Läufer erwartet: Wasser, Eistee warm und kalt, Schorle... und sogar Cola. Klasse, Cola! Bei so einer Belastung ist der Körper dankbar für jedes Gramm schnell verfügbarer Kohlenhydrate. Cola bietet sich da förmlich an. Leider stellte ich an den folgenden Stationen fest, dass man sich auf den Ausschank von Cola Zero geeinigt hatte. – War also nichts mit dem Zucker. Wer glaubte, die letzten 8 Kilometer locker auslaufen zu können, musste sich eines Besseren belehren lassen. Es ging weiter stramm hoch oder runter. Besonders die Bergab-Passagen machten sich inzwischen deutlich in der Oberschenkelmuskulatur bemerkbar. – Na ja, es war ja nur noch ein kurzes Stück. Als ich nach 5:17 Stunden ins Ziel lief, nahm die Party schon ihren Lauf. Ausgelassen tauschten die Finisher ihre Erlebnisse aus und ließen die Streckenführung gedanklich noch einmal revue passieren. Hans Peter erwartete mich schon. Er überquerte die Ziellinie nach 5:06 Stunden. Kathrin kam gute zwanzig Minuten nach mir ins Ziel und war von uns Dreien am besten drauf. Sie genoss den Lauf in vollen Zügen, zeigte keine Spur von Ermüdung und war eigentlich nur am „Freudestrahlen“. Zurück nach Werningerode ging es dann mit dem Bus. Den Transfer konnte man vorher buchen und das war auch gut so. Mit dem Rad hätte ich das anschließend nicht machen wollen... Wo wir gerade beim Radfahren sind. Heute Morgen um sieben lockere 80 Kilometer zum Fischmarkt in Eckernförde. Dort gemütlich einen Kaffee getrunken und mit Rückenwind wieder zurück. Hans-Peter konnte sich um diese Uhrzeit noch nicht aufraffen. Er nahm die Elf-Uhr-Truppe für ne lockere Ausfahrt... Das Machen m8's! |
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Gast.
Registriert: -
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01.05.2011 - 12:40: RE: Harzquerung
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Für Interessierte hier noch die Verlinkung zur Ausschreibung mit Streckenverlauf und Höhenprofil: http://www.harzquerung.de/stre cken_51km.htm |
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Werner R.
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Registriert: 21.06.2005 |
01.05.2011 - 12:44: RE: Harzquerung
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Oliver, . . . doller Bericht, der einen guten Einblick in die Details ermöglicht. Einige "Wettkämpfe" finde ich schon ein wenig merkwürdig . . . wie z. B. diesen 51-km-Crosslauf . . . oder das Gegenteil, den halb-wahnsinnigen City-Hindernislauf in HH, für den Phil letztens Werbung machte. Solche "Events" muss man wohl einfach mögen - und besonderen Spaß am Außergewöhnlichen haben. Nichtsdestotrotz: Gratulation an und gute Erholung für unsere drei Sich-das-An-Tuer . . . Werner |
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